60 Jahre Sozialstation Wolfenbüttel Hauspflegeverein e.V. heißt auch 60 Jahre Pflegeerfahrung. Der Arbeitsalltag und die Ansprüche an die Mitarbeiterinnen haben sich verändert.
So ändern sich die Zeiten: In den Anfangsjahren der Hauspflegestation suchte die erste Leiterin, Schwester Anni Töpfer, Frauen mit einem mütterlichen Charakter als Mitarbeiterinnen.
Pflege, Haushalt, die Erziehung und Betreuung von Kindern – die Aufgaben, die sie und ihre Mitstreiterinnen übernahmen, gehörten klar in den Zuständigkeitsbereich der Frauen.
Aus Sicht von Olga Schell, Geschäftsführerin des Hauspflegevereins, steht dahinter das traditionelle Rollenbild: Die Männer waren die Ernährer der Familien, die in den Betrieben arbeiten gingen, während ihre Frauen daheim den Haushalt übernahmen.
„Anfangs hat der Hauspflegeverein gezielt nach fürsorglichen, empathischen und mütterlichen Mitarbeiterinnen gesucht. Bei diesem Berufsbild liegt zwar der Frauenanteil immer noch sehr hoch: über 80 Prozent, heutzutage aber brauchen unsere Mitarbeiterinnen nicht nur Empathie, sondern auch Stärke und ein Organisationstalent“, ist sie überzeugt. Nur vereinzelt hatte sie in den vergangenen fünf Jahren Bewerbungen
von Männern auf dem Tisch.
Unter den langjährigen Mitarbeiterinnen der Sozialstation Wolfenbüttel gibt es auch einige alleinerziehende Mütter Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern,
hat der Hauspflegeverein e. V. seine Dienstplanung neu organisiert: Geteilte Dienste, die früh morgens beginnen und nach einer Unterbrechung in der Mittagszeit mit einer Abendrunde fortgeführt werden, sind die Ausnahme. Im Idealfall arbeitet eine Pflegekraft entweder im Früh- oder Abenddienst, fünf Tage pro Woche inklusive Wochenende. Jedes zweite Wochenende ist grundsätzlich frei. „In der Pflege gab es
und gibt es leider immer noch Arbeitszeitmodelle, wie zwölf Tage arbeiten, zwei Tage frei – die in anderen Branchen kaum akzeptiert würden. Da ist es kein Wunder, wenn sich immer mehr junge Menschen gegen einen Job in der Pflege entscheiden“, ist Olga Schell überzeugt.
Wie viele Patienten und Patientinnen eine Mitarbeiterin auf ihrer Tour in der ambulanten Pflege versorgt, ist von ihrer Qualifikation und der Arbeitszeit abhängig. Der Hauptanteil der zu versorgenden Pflegekunden bezieht sich überwiegend auf den Frühdienst. Medizinisch notwendige Versorgung, wie zum Beispiel Wundversorgung oder Verabreichen von Injektionen führen nur examinierte, also entsprechend
ausgebildete Kräfte, durch.
Die stetige Weiterbildung gehört zum Alltag des Teams. „Vor der Corona-Pandemie haben wir monatlich Referenten zu Gast gehabt. Seit Anfang 2020 organisieren wir die Fortbildungen über ein Onlineportal, dass jederzeit und von überall aufgerufen werden kann“, erklärt die Geschäftsführerin. Ein Modell, das bei den Mitarbeiterinnen sehr gut ankommt, die monatlichen Schulungsstunden haben sich ohne Druck mehr als verdoppelt.
Ohnehin sind moderne Medien ein Bestandteil der ambulanten Pflege: Alle Mitarbeiterinnen sind mit Smartphones ausgestattet, auf denen ihre Touren samt Übergabebüchern hinterlegt sind. Auch die Dokumentation von Pflegeleistungen erfolgt elektronisch.
„Gegenüber der Pflege- und Krankenkassen müssen wir jede erbrachte Leistung nachweisen können. Es ist für uns alle eine Erleichterung, dass dies auf Knopfdruck immer aktuell ist“.